Die Fondsauswahl bildet einen wichtigen Bestandteil im Anlageprozess.
Einen Fonds zu finden, der sämtliche Bedürfnisse abdeckt, ist unmöglich
Allein in Europa gab es gemäss Morningstar im September 2023 rund 36 200 verschiedene Fonds mit über 163 000 Anteilsklassen in unterschiedlichen Ausprägungen. So vielfältig das Angebot an Fonds und Strategien ist, so unterschiedlich sind die Bedürfnisse der Investorinnen und Investoren. Privatpersonen haben in der Regel kürzere Zeithorizonte als institutionelle Kunden, was die Liquiditätsanforderungen erhöht und die Risikobereitschaft reduziert. Auch sind die Portfolios von Privaten in der Regel kleiner, was den Zugang zu bestimmten Anlagekategorien wie Privatmarktanlagen erschwert. Aber auch unter den Privatpersonen gibt es unterschiedliche Anliegen, z.B. die Vorliebe für nachhaltiges Anlegen. Das richtige Produkt aus dem riesigen Fondsuniversum zu finden, stellt daher eine grosse Herausforderung dar. «One-size-fits-all-Lösungen», die alle individuellen Ansprüche gleichzeitig erfüllen, gibt es nicht. Eine sorgfältige Abklärung der Bedürfnisse sowie eine zielgerichtete Suche nach geeigneten Produkten sind deshalb unerlässlich.
Die Qualität eines Fonds bestimmt den langfristigen Erfolg
Aufgrund der stetig wachsenden Fondsindustrie wird es immer schwieriger, die Spreu vom Weizen zu trennen. Dabei ist es nicht das Ziel, den besten Fonds der Vergangenheit zu finden. Vielmehr wird der für das jeweilige Einsatzfeld geeignetste Fonds gesucht, der zudem im Konkurrenzvergleich langfristig überdurchschnittlich gut abschneiden kann. Für die Auswahl aus dem riesigen Angebot bedarf es allerdings weit mehr als der Analyse der vergangenen Anlagerenditen. Der systematische Bewertungsprozess wird im Wesentlichen in zwei Stufen unterteilt: eine quantitative und eine qualitative Analyse. Zuerst wird mithilfe einer Beurteilung des historischen Leistungsausweises eine Vorauswahl getroffen. Mit dieserquantitativen Analyse können Aussagen zu Rendite- und Risikoeigenschaften der Fonds gemacht werden. Ausserdem wird auf ein ausreichend grosses Fondsvolumen geachtet, um das Risiko einer Fondsliquidation zu minimieren. Als Nächstes werden qualitative Merkmale untersucht.
Dabei fliessen unter anderem die folgenden Kriterien in den Bewertungsprozess mit ein:
Philosophie
Personen
Prozess
Portfolio
Der Blick auf scheinbare Belanglosigkeiten lohnt sich
Es beginnt bereits mit der Thesaurierung. Erfolgt diese nicht automatisch, führt dies langfristig zu einem substanziell verminderten Anlageerfolg, da der Zinseszinseffekt nicht vollumfänglich greift. Aber auch ein ungünstiges Fondsdomizil kann stark ins Gewicht fallen, da die im Fonds anfallenden Dividendenerträge abhängig vom Fondsdomizil unterschiedlichen Quellensteuerbelastungen unterliegen. Das Fondsdomizil, die Fondsstruktur oder die Fondswährung können ausserdem die Höhe von Abgaben und Transaktionskosten beeinflussen. Grundsätzlich gilt: Ein zu häufiges Auswechseln von Fonds führt zu unnötigen Gebühren.
Die Frage nach dem richtigen Fondsanlagestil ist nicht einfach zu beantworten
1976 wurde in den USA der erste öffentlich zugängliche Indexfonds lanciert, der Vanguard 500 Index Fund. Damit fiel der Startschuss für den Aufstieg kostengünstiger, passiver Anlageprodukte und auch für die nun bereits über 40 Jahre andauernde Debatte über aktive versus passive Verwaltung von Kapital. 2019 hat das «Financial Analyst Journal» einen Überblick über die in den vergangenen Jahrzehnten publizierten Beiträge veröffentlicht. Während ältere Studien den indexreplizierenden Fonds klar den Vorzug geben, zeichnen neuere Untersuchungen ein weniger eindeutiges Bild. Auch wir glauben, dass eine differenzierte Sicht sinnvoll ist – dies weil entweder abhängig von der Anlagestrategie ein faires Benchmarking nicht möglich ist oder weil die Struktur des Marktes und des Angebots an Produkten keine eindeutige Präferenz formulieren lässt.
Abbildung 8: Relative Attraktivität von aktiven Aktienfonds gegenüber vergleichbaren passiven Konkurrenzprodukten
Gezeigt wird die durchschnittliche jährliche Überrendite (zehn Jahre, vor laufenden Fondskosten) gegenüber der Marktbenchmark der am europäischen Fondsmarkt zur Verfügung stehenden Fonds für die wichtigsten Aktienregionen und -länder. Ebenfalls ersichtlich sind die durchschnittlichen Fondskosten von passiven Produkten (Indexfonds und ETFs). Je weiter oben und je weiter rechts sich ein Punkt befindet, desto eher lohnt es sich, bewusst eine aktive Strategie auszuwählen.
Quelle: BKB, MorningstarDirectTM
Eine differenzierte Betrachtung am Beispiel von Aktienfonds
Eine Faustregel lautet: Je heterogener und weniger effizient ein Markt ist und je eher wir uns in einer Nische bewegen, desto weniger Vorteile entstehen durch Indexprodukte. Aus der Abbildung 8 wird ersichtlich, dass für viele Aktienmärkte der industrialisierten Welt der durchschnittliche aktive Standardwertefonds verhältnismässig schwächer abschneidet als der entsprechende Nebenwertefonds. Zugleich sind sehr kostengünstige Indexfonds und ETFs verfügbar. Das heisst nicht, dass keine aktiven Strategien in Betracht gezogen werden sollen. Die Daten verdeutlichen jedoch, dass passive Fonds bei Standardwerten im Vorteil sind. Anders sieht es bei Nebenwertefonds oder bei Fonds mit Investitionsschwerpunkt in heterogeneren Märkten (z.B. Asien oder Schwellenländer) aus, in denen mehr Möglichkeiten bestehen, Marktineffizienzen abzuschöpfen. Und weil passive Produkte in diesen Segmenten im Durchschnitt erhöhte Kosten aufweisen, ist ihr Kostenvorteil stark vermindert.
Daniel Breitenstein, Finanzanalyst & Matthias von Allmen, Finanzanalyst
Rechtliche Informationen
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Hinweis auf Bewertungsgrundlagen und -methoden –Sensitivität der Bewertungsparameter
Die Analysen des Investment Research der BKB im sekundären Research beruhen auf allgemein anerkannten qualitativen und quantitativen Bewertungsgrundlagen und Bewertungsmethoden. Zur Unternehmens- und Aktienbewertung werden Methoden wie zum Beispiel Discounted-Cashflow-Analyse, KGV-Analyse sowie Peer-Group-Analyse angewandt. Die jeweiligen Erwartungen über die zukünftige Wertentwicklung eines Finanzinstrumentes sind Ergebnis einer Momentaufnahme und können sich jederzeit ändern. Die Einschätzung der zugrunde liegenden Parameter wird mit grösster Sorgfalt vorgenommen. Dennoch beschreibt das Ergebnis der Analyse immer nur eine aus einer Vielzahl möglicher zukünftiger Entwicklungen. Es ist die Entwicklung, der das Investment Research der BKB zum Zeitpunkt der Analyse die grösste Eintrittswahrscheinlichkeit beimisst.
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